Der Hohenstoffelpokal F3B in Binningen fand nach meiner Zählung zum achten Mal statt. (Man möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege).
Und noch immer bereitet das Gelände selbst den erfahrensten Piloten Herausforderungen und birgt Überraschungen für jedermann. Kein Wunder bei der Lage: In einer Talsenke gelegen ist die Start- und Landepiste, die wir nutzen, nochmal einige Meter tiefer in einem moorigen Bereich. Zwar ist die Piste super hergerichtet und stellenweise mit Matten verstärkt, die Breite dieses Bereichs ist aber gering und angrenzend ist direkt ein gar nicht mal so kleiner Entwässerungsgraben mit Schilf. Da sollte man tunlichst nicht drin landen. Immerhin gibt es aber eine Brücke darüber hinweg, sodass man im Notfall das Modell auf der anderen Seite landen und zurückholen kann. Mehre Baumreihen, sowie die angrenzenden Hügel und höhere Berge haben Auswirkungen auf die lokalen Winde, sodass die entfernt stehenden Windräder oder der Wetterbericht nur selten ein realistisches Bild liefern.
Doch gerade diese Kombination bietet auch einen Reiz. Hier ist beim Zeitflug nicht die 10:00 gesetzt. Meist muss man kämpfen, manchmal in wenigen Metern überm Boden. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch kleine und kräftige Thermiken, die sich schnell bilden, dann aber auch oft schnell wieder weg sind. Ein schnelles Umschalten und Ändern der Taktik ist daher beim Strecken-, insbesondere aber beim Zeitflug unersetzbar. Und genau hier kann man auch mal den Top-Piloten davonfliegen. Genauso kann man auch einen Fehler machen und ist trotzdem nicht gleich komplett chancenlos. Das sollte sich auch diesmal zeigen.
Im Vorfeld gab es viel Kommunikation. Waren doch bis kurz vor Schluss noch unter 30 Piloten angemeldet. Scheinbar lag der Termin bei vielen doch etwas unpraktisch. Trotzdem haben sich die Veranstalter um Rudolf Schaub und Thomas Kübler dazu durchgerungen, den Wettbewerb durchzuführen. Und auch die 30 Teilnehmer konnten am Ende erreicht werden. Bei uns hat sich Matthias kurzfristig nach entschieden mitzumachen, flog dann aber für eine bessere Gruppenaufteilung gemeinsam mit Team KÄOB. Er wird seine Teilnahme sicher nicht bereuen…
Die Wetterprognose war nicht gerade schön für das Wochenende. Trotzdem haben sich die angemeldeten Teilnehmer (bis auf einen Krankheitsfall) nicht abschrecken lassen und sind vollzählig angereist.
Freitag bekamen wir beim Training schon die ersten Regenschauer ab. Daher war auch der gesamte Flugbetrieb eher schwach ausgeprägt. Wir haben dann lieber schon etwas früher den Grill angeheizt und den Abend im gemütlicheren Rahmen ausklingen lassen. Samstag sollte ja noch ein schöner Tag werden und wir erwarteten ein straffes Programm, um möglichst viele Flüge zu machen.
Am nächsten Morgen ging es dann auch pünktlich um 7:40 zum Briefing. Kurz nach 8 Uhr war die erste Zeitflug-Gruppe in der Luft! Das Wetter hat erstaunlich gut mitgespielt und es war kaum Nebel vorhanden, der sich auch rasch auflöste. Der Wind war sehr schwach und die Starthöhen als niedrig einzuordnen. Dementsprechend herausfordernd war dann auch der erste Zeitflug. Selbst bekannte erfahrene Piloten mussten hier Zeit liegen lassen. Matthias war gar nicht happy mit über einer Minute abgegeben. Es gab vier Zeitfluggruppen und während den letzten kam dann schon ein gewisses „Blubbern“ in die Luft. Die Thermik begann, sich die nächtliche Feuchtigkeit aus dem Gras zu saugen und sorgte neben aufsteigender Luft auch für schnell steigende Temperaturen und eine schwüle Atmosphäre. Aus den benachbarten Gebieten steigen auch viele Nebelfetzen auf. Optisch sehr imposant. Genauso wie die teilweise unerwartete Zugrichtung.
Im Anschluss wurde der Geschwindigkeitsflug gemacht. Bereits gleich zu Anfang wurden gute Zeiten vorgelegt. Thomas Schorb eröffnete die Disziplin gleich mit einer sauberen 16,3s. Matthias konnte kurz darauf auf 15,6s verbessern, wurde aber von Andreas Böhlen um 0,2s unterboten. In der zweiten Hälfte konnte Steffen Besemer dann die Bestzeit mit 15,0s erfliegen. Die Bedingungen waren einigermaßen konstant. Natürlich gibt es immer wieder ein paar Ausreiser und heute war Andreas Herrig nicht mit Thermikglück gesegnet. Über 17s brachten ihm gleich zu Beginn einen Dämpfer ein.
Der Streckenflug zeigte sich dann mit vielen kleinen Thermiken, die mal auf der einen, mal auf der anderen Seite durchzogen. Richtig stark waren sie selten, die richtige Seitenwahl direkt nach dem Start aber ungemein wichtig für ein gutes Ergebnis. Genaues Treffen der Wenden und ein sauberes Abgleiten wurden stets vorausgesetzt. So waren dann auch die maximalen Streckenzahlen bei 29 (A.Herrig), während die meisten Gruppen mit circa 20 Strecken den 1000er machten. Durch die eher geringe Steigleistung der Thermik waren die Ergebnisse innerhalb der Gruppe meist recht nah beieinander. Der Westwind zieht die Thermik dabei teils flott mit. Ob und wie viel die Piloten hier hinterherfliegen war ein weiterer entscheidender taktischer Punkt. Musste man doch stets am Ende auf das Landefeld zurückkommen. Die letzten Gruppen durften mit leichtem Rückenwind starten. So komplex waren teilweise die An- und Umströmung des Flugfelds. Die zweite Startrichtung war seitens des Veranstalters nicht geöffnet.
Die zweite Runde wurde mit Speed eröffnet. Erneut mit Rückenwind und entsprechend schlechten Höhen. Der Autor bekam dies mit etwas zu schwerem Flugzeug gleich zu spüren und verwendete in der ersten Wende. Die Zeit mit 23s ein starker Dämpfer nach dem ordentlichen ersten Durchgang. Aber es kamen noch ein paar weitere Verwender sowie schlechte Wetterbedingungen zusammen. Die Bestzeit wurde von Peter Hoffmann mit 16,1s erreicht. Eine gesamt eher langsame Runde.
Leider hatte der Wetterbericht unterschätzt, wie früh die Regenfront uns erreicht und nach einer Abstimmung wurde beschlossen für heute zu unterbrechen und erst Sonntag 9:00 wieder zusammenzukommen. Effektiv sagte jeder Wetterbericht Dauerregen, teils starken, voraus.
Das war circa 15:30. Später stellte sich heraus, dass wir ab 17 Uhr doch nochmal eine gute Stunde hätten fliegen können. Davon wusste aber kein Regenradar und kein Wetterbericht…
Nachdem wir aber schon so früh frei hatten, konnten wir in aller Ruhe alles Equipment aufräumen, schön Pizza essen gehen und danach noch die Weinvorräte aufstocken. Nur um diese sofort wieder zu dezimieren. J
Sonntag 8 Uhr ging dann der Wecker. Reflexartig auf Snooze gedrückt, aber da die Realisierung: kein Regengeprassel auf dem Zelt. Oh, unerwartet. Dann die zweite Realisierung: Ich bin in der ersten Fluggruppe. Oh oh…. Dann aber flott raus aus den Federn.
Gut erholt ging es dann zum Seile auslegen und alles herrichten. Auch hier hätten wir doch schon früher beginnen können. Eine Lektion für uns alle, dass in komplexem Gelände der Wetterbericht im besten Fall die grobe Tendenz aufzeigt. Vielleicht sollten wir nächstes Mal doch lieber etwas länger im Regen warten, ob es wieder besser wird?
Der Zeitflug war in der ersten Gruppe noch ganz gut machbar. Nicht einfach aber handelbar. Bei den nächsten Gruppen war es etwas differenzierter und knapp die Hälfte des Feldes hatte ein paar Punkte abgegeben.
Streckenflug war noch gleichmäßiger als tags zuvor. Die fehlende Sonne machte Thermik zu einem noch selteneren Geschöpf. Sauberes Abfliegen war daher das wichtigste. Über die ganze Disziplin bewegten sich die Strecken zwischen 17 und 24. (1000er mit 20-24 Strecken) Steffen hatte lange mit seinem Start gewartet und dann riss auch noch das Seil. Der Restart dauerte durch einen sehr nassen Flieger etwas lange und beim Einflug hatten wir nur noch 3 Minuten Flugzeit zur Verfügung. Dazu 8 Strecken Rückstand auf Andreas Böhlen, der seit etwas über einer Minute flog. Uff. Ein sehr sauberer Flug konnte den Schaden noch minimieren und am Ende kamen nur 3 Strecken Rückstand heraus. Vielleicht war es doch zu riskant, so lange zu warten. Ohne Seilriss wäre es aber vermutlich die perfekte Taktik gewesen… Die Risikoabwägung wird hier echt schwer.
Ein weiterer Speed wurde in der originalen Reihenfolge geflogen, um im Notfall eine Wetterpause mit Teilung in 3 Gruppen durchführen zu können. Die Bedingungen veränderten sich nicht großartig, wodurch alle ungefähr ähnliches Wetter erhielten. Natürlich gibt es immer wieder kurzzeitige Effekte, die diesmal erneut bei Steffen zu Punktverlust führten. Die Bestzeit flog Hans Rossmann mit 15,5s, die Bandbreite aber eher groß mit vielen 17s und 18s Zeiten.
Da noch etwas Zeit war und das Wetter hielt, wurde noch ein finaler Zeitflug durchgeführt. Erneut mit ähnlichen Bedingungen wie morgens. Teils tiefe durchziehende Wolken(fetzen) mit nur schwachen Aufwindzonen. Erneut mussten öfters die Aufwindzonen neu gesucht werden, was stets zu einem gewissen Risiko führte. In der letzten Gruppe kam dann zur Hälfte ein kräftiger Regen dazu. Auch der Wassereintritt in die Flugzeuge war im Nachhinein beängstigenden hoch. Gut, dass dies der letzte Flug war und alles an Technik nun in Ruhe trocknen kann.
Damit wurde der Wettbewerb beendet. Wir konnten 2 Runden und 2 Disziplinen fliegen. Am Ende gewann Andreas Böhlen vor Hans Rossmann und Matthias Neumann. Extra Glückwünsche nochmal an Matthias für diese tolle Platzierung. Es hat sich gelohnt nach dem anfänglichen Punktverlust voll dran zu bleiben. Abgerechnet wird am Ende!
Die Schweizer Meisterschaft konnte natürlich auch Andreas Böhlen für sich entscheiden. Vor Thomas Kübler und Hansruedi Zwingli.
Einen großen Dank an Rudolf Schaub, Thomas Kübler und Andreas Böhlen für die Organisation und Kommunikation im Vorfeld und während des Wettbewerbs sowie für die Auswahl einer erneut tollen Geschmacksrichtung der Toblerone, die es für jeden Teilnehmer gab. („Orange Twist“) Natürlich nur echt aus Binningen mit der „Ich *liebe* F3B“ Aussenverpackung! Allein dies schon die Reise wert!
Wir hoffen doch sehr, dass es nächstes Jahr wieder einen Hohenstoffelnpokal gibt. Die F3B Community würde es auf jedenfall sehr freuen!
Einen riesigen Dank an die Helfer an den Linien, die einen beinahe fehlerlosen Wettbewerb gemacht haben trotz widrigem Wetter. Genauso an die Punktauswertung (Ich freue mich schon auf die hoffentlich detaillierten Ergebnislisten) und an die Verpflegung vom Grill + Beilagen. Die etwas einfachere Organisation hier war super, effizient und sehr lecker.
Vielen Dank an euch alle!
Danke auch an die netten Rückmeldungen zur Berichterstattung. Es freut mich sehr, dass diese Berichte gewünscht und gelesen werden.
Das F3B Jahr ist noch nicht zu Ende. Als nächstes steht Lünen an (Anmeldung ist offen) und zum (europäischen) Saisonabschluss noch Gruibingen/Nortel.
Wir freuen uns sehr über eine rege Anmeldung zu beiden Wettbewerben und freuen uns auch auf (Wieder-) Einsteiger in unserem tollen Sport. Falls ihr kein Team oder Equipment habt, kein Problem: schreibt einfach den Wettbewerbs-Organisatoren. Die können euch weiterhelfen!