Von Christian Rieger:
Grillwurst, Kuchen, Pizza und belgisches Bier.
Und wir sind noch etwas F3B geflogen! Andreas Böhlen hat uns mal wieder gezeigt wie es geht und konnte den ersten Wettbewerb in Büllingen für sich entscheiden. Aber fangen wir vorne an.
Dies ist das erste Mal, dass Marc Mölter-Feyen die F3B Gemeinde nach Büllingen einlädt. Sein Verein, die “Country Flyers” haben sich dazu mit den Nachbarn des “AMC Feuervogel” in Büllingen zusammengetan um auf deren Flugfeld die idealen Bedingungen für den Wettbewerb zu bieten.
Bereits die Adresse “Am hohen Berg” beschreibt die Lage des Platzes recht gut. Manch Alpenbewohner würde sich vielleicht am Begriff “Berg” stören, aber es sind doch ein paar Höhenmeter, die dem Platz eine tolle Aussicht bescheren. Ein paar Windräder in der Ferne liefern eine gute Anzeige der generellen Windrichtung. Eine kurz gemähte Startpiste ermöglicht bemannten Sportflugzeugen das einfache Abheben und ein Hangar und Clubheim sichert das Vereinsleben. Der kleine Hangar am Clubheim steht voll mit vielen schönen Flugzeugen, bemannt und unbemannt. Es sieht hier nach sehr aktivem Flugbetrieb aus. Beim großen Hangar hab ich leider nicht reingeschaut, dafür konnten wir daraus abends ein paar Maschinen beim Sonnenuntergangsflug beobachten.
Um genug Helfer aufzubieten wurden außerdem noch weitere Personen involviert, die teils extra angereist kamen! Einen großen Dank!!!
Der Windenaufbau war prinzipiell in beide Richtungen möglich, wobei freitags effektiv nur die Südost-Richtung vorbereitet wurde. Testflüge wurden einige gemacht um das neue Flugfeld anzutesten. Es wehte ein kräftiger Wind, im Luv wollte es aber nicht wirklich steigen. Im Lee dagegen wurden teils heftige Auftriebsfelder gefunden, die einen schnell bis an die Sichtgrenze bringen konnten. Dies versprach bereits interessante Bedingungen für die kommenden zwei Tage.
Auch die Anlage (aus Lünen) wurde bei dieser Gelegenheit gleich getestet, damit auch die Helfer schon mal einen Streckenflug erlebt haben. (Streckenzahl: 22-17-16-15, es ging hier um Alles: Ehre und das Feierabendbier!)
Der Abend klingt dann entspannt aus bei einem offen benutzbaren Grill und belgischen kulinarischen Kostbarkeiten in flüssiger Form.
Der Samstag beginnt um 8 Uhr thematisch korrekt mit Top Gun-Musik damit auch der letzte aus dem Schlafsack hechtet um dem Briefing beizuwohnen. Um 8:30 wird mit den Flügen begonnen. Ganz klassisch mit einem morgendlichen Zeitflug. Ein Wind in mittlerer Stärke kommt aus SSO und ermöglicht gute Starthöhen. Am frühen Morgen wird aber noch nicht mit Ablösungen im Lee gerechnet und die Teilnehmer suchen daher auf der windzugewandten Seite nach einem Fetzen steigender Luftmasse. Der leichte Aufwind durch den „Berg“ hilft sicherlich auch ein wenig aus. Die 10 Minuten stellen mehrheitlich kein Problem dar, üppig sind die Reserven allerdings nicht und es muss die ganze Zeit auf ein niedriges Eigensinken des Modells geachtet werden.
Als nächstes wird mit Streckenflug fortgesetzt. Hier zeigte sich schnell die hohe Qualität der Helfer, die dies alle zum ersten Mal machten. Es ist nicht einfach den ganzen Tag über präzise und reproduzierbare Signale abzuliefern. Schon mal hier ein großes Lob!
Obwohl im Zeitflug davon noch nicht so viel zu spüren war, beginnt nun bereits die thermische Aktivität und führt zu stark schwankenden Ergebnissen sowohl zwischen als auch innerhalb der Gruppen. Da aus Sicherheitsgründen der Streckenflug nur in eine Richtung gestattet ist, kann hier nicht im Luv geflogen werden. Für Leethermik ist es dagegen noch zu früh und somit ist das fliegen eher ein lokales abgleiten. Manchmal bei guter, manchmal bei schlechter Luft am Platz. Gute Starthöhen und zuverlässige enge Wenden (Rückenwind B-Wende!) werden stark belohnt. Einzelne Versuche im Lee etwas Thermik zu finden werden meist durch den kräftigen Wind bestraft und führt zu mehreren Modellen, die nicht oder fast nicht zum Platz zurückfanden. Gegen- und Abwind waren dann einfach zu stark.
Im ersten Speedflug werden auch mit starker Ballastierung gute Höhen erreicht. Der Einfluss der thermischen Aktivität ist aber auch hier bereits spürbar.
In einer Mittagspause werden alle Piloten nach dem Schock eines neuen Geländes wieder aufgepäppelt. Der Grill war aber heiß, gut organisiert und sehr lecker, sodass jeder schnell versorgt werden konnte.
Ein weiterer Speedflug am frühen Nachmittag bringt deutlich stärkeren Wettereinfluss mit sich. Die Sonne brennt nun unerbittlich auf den Südhang und der Wind treibt die Aufwindblasen in den Flugbereich. Etwas Glück gehört somit mit dazu, auch da die Rahmenzeit auf den üblichen 3 Minuten belassen wurde.
Im Streckenflug wird dies nochmal deutlich stärker sichtbar. Durch die längere Rahmenzeit ist jedoch die taktische Überlegung deutlich relevanter. Starkes Sinken und Steigen wechselt sich ab. Teilweise wird erstmal 1-2 Minuten im Luv in der Thermik gekreist bevor diese schräg in die Strecke hineintrieb und auch noch hier für gute Performance sorgte. Hat man Pech ist die Thermik gerade durch und man ist bereits unten wenn die nächste kommt. Eine extreme aber auch beispielhafte Gruppe ist #3 mit Hoppe, Edenhofer, Besemer und Smits. Die ersten zwei bis drei Minuten sind alle nur am Abgleiten bei recht hohen Sinkgeschwindigkeiten. Es scheint eine dieser Runden mit sehr niedrigen Streckenzahlen zu werden, als plötzlich eine starke Ablösung beginnt die Flieger in unter 50m Höhe massiv zu heben. Aus dem beschaulichen Flug wird urplötzlich ein ausgewachsener Speedflug. Die Piloten haben Mühe dies präzise auszufliegen und Kollisionen zu vermeiden während Windtosen, Wendesignale und Helfergeschrei gleichzeitig für einen imposanten Lärmhintergrund sorgen. Sogar als Helfer beim Signal Ansagen eine interessante Erfahrung.
Der zweite Zeitflug wird dann ganz anders als der erste. Insbesondere die Phasen des Sinkens haben es in sich. Ein minimaler Aufwind kurz vor der Landung rettet so manchen Piloten. Es gibt aber auch Gruppen mit vielen Nachtstarts nach 3-5 Minuten. Und selbst dann schaffen es manche nicht, die verbleibende Rahmenzeit auszufliegen.
Da sich der Wind auf über 90° gedreht hat, wird die zweite Windenrichtung freigegeben und aufgebaut. Im Anschluss dann gleich nochmal ein Zeitflug (Runde 3), in der sich die Verhältnisse jedoch etwas geändert haben. Es gibt zwar immer noch große Abwindfelder, gleichzeitig kann man jedoch auch einfacher das steigen finden. Dass sich dies manchmal im Lee befindet führt hier nicht zu Problemen, da die Flughöhen dann normal ausreichend üppig sind.
Das war der erste Wettbewerbstag. Manche Piloten nutzen noch die späte Abendsonne um ein paar Testflüge durchzuführen. Im Team Foo werden nochmal die Winden bei ruhigem Wetter für die WM verglichen. Hier sollen am Ende natürlich nur die besten mitkommen.
Sonntag beginnt erneut um 8:30. Heute werden wir durch die „tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ ermuntert, uns dem Fluggeschehen zu widmen. Wir beginnen mit dem dritten Streckenflug. Der Wind hat wieder Richtung SO gedreht und ist deutlich schwächer als tags zuvor. Die Starthöhen sind trotzdem gut. Thermischer Einfluss ist zu dieser Uhrzeit aber noch nicht bedeutend wodurch primär ein exaktes Abfliegen wichtig ist.
Es folgt zweimal Speedflug bei denen der Wind wieder an Stärke zunimmt. Starthöhen und Flugzeiten sind entsprechend gut. Richtung Mittag wird natürlich auch die Thermik wieder spürbar. Eine Mittagspause gibt es natürlich auch. Hilfreich insbesondere, da der auffrischende Wind zu vermehrten Seilrissen führt die im kleinen Teilnehmerfeld schnell zu Hektik führen können.
Der Streckenflug von Runde drei ist erneut geprägt von Thermiken. Das Kreisen vor dem Einflug hat aber nur teilweise eine positive Wirkung. Nachtstarts und Seilrisse sind vergleichsweise häufig.
Nach einer kurzen Besprechung mit allen Piloten wird entschieden den Wettbewerb ohne den fehlenden vierten Zeitflug zu beenden um noch rechtzeitig vor dem Eintreffen einer starken Regenfront einzupacken.
Gewonnen hat wie Anfangs erwähnt Andreas Böhlen mit Abstand vor Johannes Krischke und Andreas Herrig. Pascal Mestermann belegt den ersten Junior vor Tim Thomschke auf Platz zwei. Sebastian Siegert wurde bester Rookie. Passend gibt es für alle belgisches Bier als Preis für zwei Tage Wettbewerb bei Hitze und herausfordernden Bedingungen.
Ein riesiger Dank an die Organisatoren und alle Helfer. Der Wettbewerb lief sehr harmonisch und angenehm ab. Die Helfer haben eine exzellente Performance an den Tag gelegt und das alles bei ihrem ersten Wettbewerb!
Ein neuer Platz birgt neue Herausforderungen für alle Piloten und dieser hier hat sicherlich noch so manche Überraschung für uns bereit. Dazu die perfekte Versorgung am Platz und die Campingmöglichkeit incl. WC/Duschen/Strom. Alles ein rundum gelungenes Debüt in Ost-Belgien. Wir würden uns sehr freuen wenn wir nächstes Jahr wieder hier halt machen können.
Die umwerfende Landschaft um Mosel/Eiffel lädt auch ein noch einmal einen extra Stopp einzulegen. Hier werde ich nächstes Jahr vorher schauen was sich als Tagesausflug noch anbietet.
Bis zum WM Vorwettbewerb in Dänemark sind es nun nicht mal mehr 2 Wochen.
Außerdem möchte ich noch an die offenen Anmeldungen für Lünen und Binningen erinnern: https://mg-airsports.eu/competition-registration/f3b